- realfiktion
- 2. Dez. 2024
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Aktualisiert: 20. Feb.
02.02.2019
Wien, dritter Tag.
(1) Früh um vier aus dem Lokal des Vereins, dem ich wenige Stunden vorher beigetreten bin (Status: Internationaler teilnehmender Beobachter). Ethnologennotiz: bei der Online-Registrierung werden tatsächlich Universitätsdiplome, Abschlussgrade und Titel mit abgefragt, obwohl das Vereinsziel klar unakademisch ist. Österreich.
(2) Im Lokal Wiedersehen mit dem Schriftsteller, nach zehn Jahren. Die langen Linien im Leben! Gleichzeitig auch wieder mit dem Rauchen angefangen, nach drei Monaten.
(3) Über Nacht schmelzen die Schneereste. Plötzlicher Wärmeeinbruch, sonnendurchfluteter Park, Tichys Salon-Eis. „Kann schon sein, dass Sie sich ein paarmal im Jahr / in dieser Stadt wohlfühlen / wenn Sie über den Kohlmarkt gehen / oder über den Graben / oder die Singerstraße hinunter in der Frühlingsluft“ (Bernhard, Heldenplatz).
(4) Warum man länger nichts von S. gehört hat: Thymuskarzinom. Diagnose aus heiterem Himmel, Prognose bewölkt. Die Nachricht kommt auf dem Weg ins Kaffeehaus und dreht für den Rest des Tages den Magen um. Vier Jahre jünger und immer so viel gesünder als ich. Lange Linien, jaja, mit Glück – der Rest besteht aus brutalen Zufällen. Und Bries, wer hat denn jemals schon davon gehört? Bries!
(5) „König Ottokars Glück und Ende“ im Volkstheater. Ein echtes Pferd tritt auf, viel Tschechisch, die Darsteller tragen schöne Hosen. Mehr kann man erstmal nicht verlangen.
(6) Am Ende der Nacht nochmal im Vereinslokal, die Form wahren: einen Jägi auf das Überleben! Mehr kann man erstmal nicht tun.


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