- realfiktion
- 12. Okt.
- 1 Min. Lesezeit
04.10.2025
(1) Tuffi, okay. Aber Söhne und Töchter wie Sauerbruch und Alice Schwarzer und Bazon Brock und die eine von den No Angels, und im Hotelzimmer liegt tatsächlich noch ein Neues Testament aus und natürlich sieht man ringsum keinen Horizont. Neun verschiedene Arten von Regen am Tag.
(2) In dreißig Jahren wird hier vielleicht alles anders sein. Rotwein aus dem sonnigen Wuppertal, Elberfelder Südhang; großes Terroir aus Schiefer und Glimmerschluff. Zu irgendwas müssen Hügel ja gut sein.
(3) Realere Zukunftsvisionen verbieten sich.
(4) Wolfgang Tillmans, größter Sohn Remscheids, stellt im Haus Cleff Fotos aus dreißig Jahren aus. Goldene Vergangenheit, auch in ihren tragischen Kämpfen, weil man selbst aus dem Bergischen Land in die weite Welt ausziehen und sie als Freiheitsversprechen begreifen konnte. Der Aufbruch ins Offene, der Möglichkeitsraum der Metropolen, der rebellische Leichtsinn und Optimismus der Jahrtausendwende. Die Bilder von Sommerpartys und Subkultur, lebensverändernder Kunst und Queerness, damals. Ein Foto sich küssender Männer hebt die Welt aus den Angeln, zum Beispiel.
(5) Heute: Die Welt rastet ein. Und auf Wuppertal fällt Feinregen, Schlagregen, Gischtregen, Rollregen, Scharfregen, Nadelregen, Schwallregen, Singregen, Trauerregen.


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