04.11.2022

(1) Evergreen der Hochzeitsgottesdienste: Paulus’ 1. Korintherbrief, Kapitel 13, in dem steht, was die Liebe angeblich ist und nicht ist („langmütig“, „eifert nicht“, „höret niemals auf“), und jedes Wort ist falsch, denn der Verfasser hatte klar keine Ahnung vom Thema. Auch ich habe mal als Trauzeuge dieses Hohelied von einer Kanzel herab gesprochen, kaltblütig – während bei mir zuhause die blutverkrustete Leiche einer romantischen Zweierbeziehung lag, zerstückelt und schon wimmelnd von Maden. Niemand lügt so gut wie ein Zeuge!

(2) Paulus’ Thessalonicherbriefe weniger bekannt, aber auch Quatsch. Viel Selbstlob, apokalyptische Verschwörungstheorien, Aufruf an die Gemeinde, Unzucht und Alkohol aufzugeben (Stichprobe Thessaloniki, Stand 11/2022: wird ignoriert) und am Ende der asoziale Klassiker: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.“ Sollte ich irgendwann nochmal eingeladen werden, auf einer Hochzeit zu sprechen, lese ich das vor.

(3) Auf der Dachterrasse Arbeit am Mythos.

(4) Auch Thessaloniki, Stand 11/2022: Tatsache, dass ich mir das Glück leisten kann am Mittelmeerufer zu sitzen und auf dem Weg dahin nicht in einem Schlauchboot ertrunken bin. Weil ich ja aus der ganz anderen Richtung komme.