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  • realfiktion
  • 21. Dez. 2024
  • 1 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 30. Jan.

04.11.2023

(1) Schon Professor Albrecht mahnte in „Vorfragen der Pathologie“ (1899): „Jede Sektion muss so ausgeführt werden, als ob der Sekant in seinem Leben keine weitere Handlung mehr beabsichtige.“

(2) In exakt diesem Sinne: zu Tisch! Zu Tisch! Umfangen von der überirdisch reinen Lichtflut des Seziersaals, von der Sachlichkeit des Körpers, vom feinen Aufblitzen der Augennadeln und Retraktorzangen. Und oh!, das Singen der oszillierenden Säge!

(3) Empfehlenswert auch Albrechts Traktat „Probleme der Herzbestattung“ (1907), von mir seit Jahrzehnten immer wieder als Beziehungsratgeber zur Hand genommen. Auch jede Trennung muss so ausgeführt werden, als ob der Sekant in seinem Leben keine weitere Handlung mehr beabsichtige! (Klinische Weisheit: Chirurgie ist Fortsetzung der Romantik mit anderen Mitteln.)

(4) Schließlich „Der durchsichtige Mensch“ (1923), das Hauptwerk aus dem Nachlass. Hundert Jahre alt und man erfährt doch restlos alles, von den Grundlagen der Natur bis zu den höchsten Höhen der Kunst (z. B. in den Kapiteln „Die telephonische Leichenschau“ oder „Selbst-Obduktion: Notbehelf, Dauerlösung, Zukunftsmodell?“) – sogar während ich dies schreibe, liegt dieser Abschnitt aufgeschlagen neben mir; ich komme gut voran.

(5) Herz? Gehirn? Auffälligkeiten? Narben und Verwachsungen, aber keine Spuren eines Verbrechens. Die gibt es immer nur im Fernsehen, in Wahrheit seltener als Spuren von Zuckerglasur.

(6) Tipp: Nach getaner Arbeit Verschließen des Körpers nicht vergessen! Zettel an den großen Zeh, Kühlfach zu.

ree

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