- realfiktion
- 21. Dez. 2024
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Jan.
06.06.2023
(1) Viele fragen, um welche Einrichtung es sich eigentlich genau bei der Dienststelle handelt, die hier manchmal erwähnt wird. Alle haben richtig getippt: Es ist das „Amt für die Schönheit der Arbeit“. Das gibt es so nur in unserer kleinen Stadt – wo man sich weder mit dem Kunstschönen noch dem Naturschönen aufhält und eigentlich nur einen Wert noch höher schätzt als pausenlos zu arbeiten: andere pausenlos arbeiten zu lassen. Turners „Scarlet Sunset“? Eine Brandszene von Rubens? Ein Sankt-Elms-Feuer? Eine Sonnenfinsternis? Was ist all das schon gegen einen persönlichen Burnout.
(2) Mein eigener Sinn für die Schönheit der Arbeit leider stark unterentwickelt, daher auch kein Fortkommen im Amt; selbst längere Auszeiten wie momentan führen nicht zu Entzug, Erweckung und Bekehrung, stattdessen nur noch mehr Müßiggang, angestiftet durch Reisen, Schlafen bis elf und gefährliche Lektüre.
(3) Aus dem Amt nur wenig Neuigkeiten, manche bedenklich. Offenbar arbeiten einige nur mit 100%, obwohl mathematisch auch 1000% gingen. Was ist Schlendrian, wenn nicht dies?
(4) So leider gerade unerhörte Output-Schwäche ausgerechnet in MINT, unserer Vorzeige-Abteilung. Wo sind denn die neuen Fusionsreaktoren? Wo ist denn die Marskolonie? Wo ist denn das Perpetuum mobile? Stattdessen bastelt man Zellkernmodelle in Schuhkartons. Und der Start des amtseigenen Wetterballons, eigentlich größtes Projekt seit der Mondlandung, ging aus wie der letzte Flug der Hindenburg.
(5) Was vor der Welt geheimgehalten wurde. Es ist halt kein Amt für die Schönheit des Scheiterns.


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