06.11.2022

(1) Von der Terrasse der kleinen Karlsson-vom-Dach-Wohnung Blick auf den Parthenon, Instagram-Ästhetik.

(2) Sechs Stockwerke tiefer dutzende Bereitschaftspolizisten in Riot Gear, die Exarchia jeden Tag, rund um die Uhr durchstreifen und umstellen und auftreten als feindliche Besatzungsmacht, ohne Anlass, außer dass an diesem Stadtteil ein Exempel statuiert werden soll. Hier alles vereint, was dem bürgerlichen Geschmack zuwider ist, und was das gesunde Volksempfinden für entartet hält: Squats, Graffiti, ungepflegte Straßen, illegale Drogen, zeckige Autonome, queere Künstler, Menschen ohne Ausweis, und (besonders frech) Menschen ohne Geld – und all das in Immobilienbestlage! Hinter den Polizeilinien warten die Investoren.

(3) Was werden wird, ist tausendfach erprobt: Vertreibung, dann Luxusprivatisierung, dann Sterilisierung und Tod der Stadt, und am Ende kommen Touristen – mein Foto dann auch tausendfach. Vorn mit dabei und mit daran schuld.

(4) Aber die Griechen haben ja zum Glück die Dialektik erfunden.

–“Where are you staying?”

–“Exarcheia”

–“Of course you are! Is somebody hosting you?”

–“No. I planted the poison seed of capitalism into the neighbourhood by renting an airbnb room. It’s cheap and kind of squalid, but oh, the shame of it!”

–“Haha don't worry, you can participate in the take-Exarcheia-back activism to mitigate the shame”

–“What a relief! Where do I sign up?”

–“You can have an orientation meeting with me and we'll go over your options”

–“I can hardly say no to that can I? It’s for the common good!”

–“Haha yes it will be a strictly Marxist sort of date, not any of that fluffy stuff”

–“Let the ruling classes tremble! Your place or mine?”