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  • realfiktion
  • 20. Dez. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 31. Jan.

08.10.2022

(1) „Stadlstüberl?“ – „Guglfing Zornapfelkroid!“ – „Passt.“

(2) Bayern gefällt sich als Mysterium, dem Norddeutschen ewig verschlossen, aber so hermetisch ist es gar nicht. Man kann sich darauf verlassen, dass alle Gespräche mit „passt“ enden, Tonlage immer so, als hätte man gerade etwas anprobiert, von dem man nicht zugeben will, dass es zu eng sitzt.

(3) Ungewohnter öffentlicher Reichtum. Auf dem norddeutschen Land sieht jeder Busbahnhof aus wie ein aufgegebener Schrotthandel, hier wie die International Space Station. Straßen aus Gold. Menschen aus Weizenbier. Stumpfwinklige Giebel, Geranien vorm Balkon, KFZ-Meisterbetriebe und in der Mitte immer ein wichtigtuerisch spitzes Kirchtürmchen. (Wg. dem Herrgott.)

(4) Außerhalb der Ortschaften liebliche Modell-Landschaft, jede Wiese gemäht, jeder Baum wohlgesetzt, jedes malerisch gefallene Blatt kuratiert vom Heimatministerium. Grundproblem aber in der Gestaltung der Erdoberfläche an sich: Berge nur annehmbar aus der Distanz oder vom Gipfel herab, alles dazwischen verstellt den Horizont, hindert die Bewegung, verschlechtert das Wetter und schafft unmittelbar Missbehagen durch Schwerkraft. Ach, Schwerkraft! Nur ihretwegen geht es generell und mit allem immer so langsam voran.

(5) Auf der Zugspitze („The top of Germany“) stehen sie alle in voller Jack-Wolfskin-Gear und dirigieren mit ihren Stöcken das Bergpanorama wie ein Orchester. Die Alpen stehen und schweigen, eine Gruppe aus NRW übernimmt selbstlos den Livekommentar: Wo sie schon waren! Da, und da, und da! Wie schön das alles! Zum Schluss Auftritt eines Welterklärungsschwaben, der unaufgefordert, prononciert und in einer Tonlage, die keinen Widerspruch duldet, sagt: „Des isch der Karwendel.“

(6) Jeder Berg ragt um das fünf- bis sechsfache seiner Höhe über Normalnull in den weichen Erdmantel hinein. Der Boden der Zugspitze also gerade gut 18000 Meter tief unter mir. Germany’s bottom. Wenn man sich das vorstellt, ist es – eigentlich völlig belanglos.

ree

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