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  • realfiktion
  • 6. Dez. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 20. Feb.

08.12.2019

Cadavre exquis.

(1) Fluchtpunkt Berlin, zu grob justiert: alle Linien laufen ineinander, aber an verschobenen Stellen. Vertrautes neu verfremdet, wie im Sprichwort: Glück im Pech, Spiel in der Liebe, auf zwei Beinen kann man nicht stehen, betrunkene Kinder sagen die Wahrheit.

(2) Ausstellungen Horst Janssen und Annette Frick: Lebenskleckse, Todeszeichen, Trümmertunten, der kalte Blick auf die brennende Ruine: Vergessen, dass man in seinen Träumen immer wüster Surrealist ist, in seinen Sorgen aber immer biederer Bourgeois.

(3) Am Lab-Tresen links und rechts Jammerreden darüber, wie sie alle jetzt aber wirklich ihre Romeo-Profile aufgeben wollen, stellvertretende Selbstauslöschung. So wie man auch immer erstmal ins Spiegelbild schießt statt auf sich.

(4) Und dann der sprachliche Partnerlook – was ist schon das generische Maskulinum gegen den generischen Pärchenplural, bei dem das individuelle Ich immer nur mitgemeint ist? Wir haben, wir finden, wir fahren, wir wollen, wir machen, wir müssen, wir sind.

(5) „Nur die Dinge, an denen wir am tiefsten leiden, nur die gehören zu uns“ höre ich nie. Aber wir sind ja auch zum reinen Vergnügen hier.

(6) „Wie jeder junge Mensch habe ich mich anfangs in Arbeit, in Abenteuer und Vergnügen gestürzt. Aber je älter man wird, desto deutlicher erfährt man, dass dieses scheinbare Übermaß, diese Unabhängigkeit und Beweglichkeit in allem, diese Souveränität der treibenden Teile und der Teilantriebe – sowohl die deiner eigenen gegen dich wie die deine gegen die Welt – im Grunde nichts ist als eine Schwäche des Ganzen gegenüber seinen Teilen. Mit Leidenschaft und Wille ist dagegen nichts auszurichten. Kaum willst du ganz und mitten in etwas sein, siehst du dich schon wieder an den Rand gespült: das ist heute das Erlebnis in allen Erlebnissen!“

ree

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