- realfiktion
- 15. Dez. 2024
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Feb.
10.03.2022
(1) Und 100 Meter vom bequemen Hotelzimmer der Wiener Hauptbahnhof voller Geflüchteter, Tag und Nacht, mit dem Überrest ihres Lebens in einem Koffer. Helfer*innen, Wegweiser zum Ankunftszentrum, Verteilung von Sachspenden, Tumult. Elegant ausweichen, rechts vorbei, auf dem Weg ins plüschige Kaffeehaus. Habe auch aufgehört, Nachrichten einzuschalten und hot takes aus dem Kriegsfeuilleton zu lesen. So kluk!
(2) Nichts wird weniger schlimm, wenn man zugibt, dass es seit langem anderswo ebenso schlimm ist, oder anders schlimm, oder schlimmer – als Unheil nur bisher halt einfach nicht so unangenehm nah.
(3) Im Mumok Wolfgang Tillmans’ Fotos aus Kakuma und das Interview mit den Queer Refugees, 2018. Wer gerade eine Pause braucht und sich dringend auf andere, frische Weise deprimieren möchte, sollte das lesen, auch wenn er alles schon weiß, von den Flüchtlingen dritter Klasse, die auch in Polen und Ungarn nicht sicher aufgehoben wären – wenn sie es je nach Europa schaffen würden.
(4) Da leben zu können, von wo man nicht fliehen muss: Zunehmend Luxus, zunehmend Zufall. (Etwas obsessive Frage seit Jahren: was packe ich in meinen Koffer?)


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