- realfiktion
- 21. Dez. 2024
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Jan.
13.05.2023
(1) Palast des Parlaments, vormals Palast des Volkes, eigentlich Palast des Pharao; ästhetisch viel näher am Humboldt-Forum als am Palast der Republik, noch näher am Trump-Penthouse. Nach Hinrichtung des Bauherrn hatte die Architektin noch ein paar gute Berufsjahre (Aufträge für Club-Med-Anlagen in Florida, Politikkarriere bei der rechtsextremen Großrumänien-Partei).
(2) Eine andere Vision des Bauherrn: alle Orte unter 1000 Einwohnern dem Erdboden gleichmachen und die Bauern in Plattenbau-Vorstädte umtopfen, Branding des Plans als „Systematisierung der Dörfer“. (Jemandem die Fresse einschlagen und es „Neugruppierung von Zähnen“ nennen.)
(3) Neue Zeit, neue Visionen. Gleich nebenan entsteht die „Patriarchalkathedrale der Erlösung des rumänischen Volkes“, größte orthodoxe Kirche der Welt, breitestes Schiff, dickste Glocken und höchste Kuppel; überragt den Palast schon jetzt um 50 Meter. Dasselbe Baukonzept, derselbe Marmor, nur die Türen sind diesmal kein Geschenk von Diktator Mobutu, sondern Wertarbeit einer Firma aus dem schwäbischen Mittelstand. Neue Zeit, neue Erlöser.
(4) Jeopardy-Kategorie „Befreundete Diktatoren“.
(5) Branding der neuen Bauherren für ihr Ding: „kultische Notwendigkeit“, „Licht der Auferstehung“, „Ort der spirituellen Erhebung“, „Stätte der Begegnung mit dem Pantokrator“, „Korrektiv im Sinne einer dezenten und harmonischen Volumetrie“. Es zahlen: die Erlösten.


Kommentare