top of page
  • realfiktion
  • 20. Dez. 2024
  • 1 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 31. Jan.

16.01.2023

(1) „Chicos! Una pregunta muy importante: Messi o Maradona?“ – ungefähr wie die Frage: „Frucade oder Eierlikör?“ Die Höflichkeit verbietet zu antworten, dass es auf Erden wohl keinen Menschen gibt, der weniger an Fußball interessiert oder von Fußballern beeindruckt ist als ich. Außerdem nur besorgtes Mitgefühl mit allen, die interessiert oder beeindruckt sind. Außerdem beschränkte Spanischkenntnis. Also irgendeine Ausflucht auf Englisch, die hier niemand versteht, aber macht auch nichts, denn es ist alles egal.

(2) Landeskundliche Bemühungen aufgegeben: ein Knäuel aus Klischees. Die Zeit läuft langsam, vieles wird improvisiert, das meiste bleibt vage, überall Ameisen. Die übliche ganz große Ambivalenz aus Arm und Reich, Rinderzucht und Naturschönheit, Laissez-Faire und unnötiger, ungeheuerlicher, unvorstellbarer Umständlichkeit, Korruption und Gerechtigkeitismus. Stadtbusse in Buenos Aires ohne festen Fahrplan und Linienweg, dafür steht auf allen trotzig „Los Malvinas son Argentinas!“, ein fernes Echo von „Schlesien bleibt unser!“

(3) Im Bus läuft auf dem Bildschirm, der anderswo vielleicht die Haltestelle anzeigt, ein Wrestling-Film, passend zum Fahrstil.

(4) Führung durch den „Palacio de las Aguas Corrientes“, riesiger neobyzantinischer Prachtbau, hinter dessen Schnörkelfassade sich das Pumpwerk der städtischen Wasserversorgung verbirgt. (Dessen Rohrsystem wiederum maßgeblich von Saarbrücker Hüttenarbeitern erschaffen wurde. Gepriesen sei die Schraubmuffe ‚Halberg‘!)

(5) 90 Minuten lang langweiliger Monolog, vielleicht ist der Guide im Hauptberuf Lehrer, und wichtigtuerische Nachfragen, vielleicht sind die anderen Besucher alle Wasserbauingenieure. Im Obergeschoss schließlich eine weite, hohe Halle, die sich sehr für Partys eignen würde. Aber Buenos Aires ist nicht Berlin.

ree

Kommentare


Subscribe

Thanks for submitting!

© 2025 by Realfiktion

bottom of page