- realfiktion
- 5. Juli
- 1 Min. Lesezeit
23.06.2025
(1) Weg mit den Ritualen. Staatsakte, Scheiterhaufen, Fußball-WM, Brezelsingen, Slametan, Trauerkriege, Schiffstaufe, Hadsch, Vatertag, Mutiyettu, Besessenheitskulte (Hessentag) – nein! Auch gegen das Reisen gleichgültig geworden, gegen die Lieblingspartys, schon lang gegen den eigenen Geburtstag und gegen das Rezept, das immer funktioniert. Nieder mit der Gewohnheit, bevor sie versteinert; Inständiger Wunsch, dass alles jeden Tag anders sein möge, auch wenn man das gar nicht aushält – schon aus Angst, dass etwas in Permanenz irgendwann nichts mehr bedeutet.
(2) Nur der Bachmann-Wettbewerb darf weiter stattfinden, einmal pro Jahr. Selbstergriffene Poet*innen lesen selbstgeschriebene Texte über das Schreiben selbst, ansonsten über Großmütter, Großmütter und Großmütter. Mit diesem Anker halte ich mich fest an der Welt! Und wie gerne würde ich selbst am Lendhafen sitzen, trinken und zuhören. Muss aber immer arbeiten.
(3) Was meine Großmutter noch wusste und mir einmal erzählt hat: wie sie als Mädchen in einer Johannisnacht wie heute von der Stadt aus Lichter auf dem Erbig sah, hinlief, und verblüfft auf eine Menge junger Leute traf, die über ein Feuer sprangen. Aber vergessen, was dann passierte, wie sie es fand, ob sie auch gesprungen ist (sicher nicht, denn das reinigt, bringt Gesundheit und Glück, was so gar nicht nach unserer Familiengeschichte klingt). End of story!
(4) Dieser Volksbrauch immerhin inzwischen ausgestorben. (Außer in Österreich, wo man an allem festhält, was rückständig und böse ist.)
(5) Neue Lampions auf dem Balkon; zum ersten Mal Eiskaffee selbstgemacht; The Residence begonnen, Episoden 1-4 am Stück, nichts erinnert mehr an gestern. Geht doch.


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