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  • realfiktion
  • 20. Dez. 2024
  • 1 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 31. Jan.

24.10.2022

(1) Die Sprünge der Kompassnadel: magnetische Felder tun sich auf aus dem Nichts, driften, flimmern, vergehen; tastend sucht man die Wegzeichen, folgt Linien und Strömen, wird weggerissen und fortgeweht und unversehens endet eine Balkanexpedition dann halt in Travemünde Strand. Wie in einem Traum.

(2) „Wir irren des Nachts im Kreis umher und werden vom Feuer verzehrt“.

(3) Eiserne Lebensregel: Bin berechtigt zu zehn Minuten Schönheit am Tag. Früher dafür z. B. gutaussehende Menschen angestarrt, aber abgewöhnt (creepy); Musik unzuverlässig; jetzt eben Landschaft, Meer, Himmel, die Resterampe der Natur.

(4) Dem Suchenden ist alles ein Zeichen. Auch der unbekannte Mann auf meiner Bank, von der ich sonst so gern schwer in die Ostsee schaue, mich bedaure (und mir ehrlich gesagt auch gefalle) als Sack voll sterbendem Fleisch: Erwartet er mich? Ist er es vielleicht, der endlich, nach all den Jahren, die erlösende Botschaft bringt? Es muss so sein.

(5) Unauffällig neben ihm, vermeide Blickkontakt, fange an zu rauchen, wie immer, wenn ich nicht weiter weiß; Wind, Möwen, nächste Zigarette, und dann ein Flüstern, innerhalb oder außerhalb meines Kopfes, gleichgültig, es ist der Satz, der für mich bestimmt ist, die erträumte Botschaft, die alles erklärt, die Welt noch einmal aufleuchten lässt und das schon fast verbrauchte Leben rettet. In Travemünde!

(6) Auf der Rückfahrt Höhe Bad Oldesloe natürlich schon wieder komplett alles vergessen. Wird dann auch nicht so wichtig gewesen sein.


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