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  • realfiktion
  • 21. Dez. 2024
  • 1 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 30. Jan.

25.04.2024

(1) An der Haltestelle wechselt das JCDecaux-Werbedisplay alle 20 Sekunden. In elf Minuten Wartezeit elfmal die Aufforderung „Jetzt Wohlfühlziele buchen!“ und elfmal die Aufforderung, deutsche-depressionshilfe.de anzuklicken. (Dritte Aufforderung vergessen.)

(2) Angekommen: auf Augenhöhe mit allem, was immer tunlichst ausgeblendet war.

(3) Auf Krankenhausfluren, wo man flüchtenden Ärzten hinterherrennt, in Beratungsräumen, wo man Vollmachten bespricht, im Zug zurück nach Hause, 500 km entfernt, wo man Ankreuzlisten durchliest und über Magensonden und Bettgitter nachdenkt. Und darüber, ob nicht vielleicht erst so die Macht von Eltern ganz gebrochen wird, nicht durch Rebellion und nicht durch Therapie.

(4) Alles dauert Jahrzehnte, oder ein ganzes Leben.

(5) Wohlfühlziele. Nicht mehr New York, nicht mehr Berlin, nicht mal mehr die Bäckerei um die Ecke. (Neue Inhaber haben alles umbenannt, man muss zu Broten jetzt „Knusperstulli“ und „Hanseatengenusslaib“ sagen. So kommen wir nicht ins Geschäft.)

(6) Auf genannter Website wieder Ankreuzliste, man soll seine Fähigkeit zur Freude skalieren. Im letzten Jahr dergleichen öfters vorgelegt bekommen, daher gut orientiert: letzter intensiver Gemütsaufschwung Sommer 2023, letzte intensive Körpererfahrung diesen Januar (Body-Plethysmografie). Luft nach oben auf der Wohlfühl-Skala.

(7) Davor, danach, dazwischen: Das kaputte Hörgerät, die verlorenen Dokumente, der vergessene Termin, die verwirrten, hilflosen Klagen am Telefon, kaum zu beschwichtigen (denn: Hörgerät kaputt). Unausgesprochen: Wann kommst du wieder?

(8) „Jetzt Unbehagensziele buchen!“

(9) Auf Augenhöhe angekommen. So sieht das also alles aus.

ree



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